Das ist wirklich Pech! Letzte Woche zeigten die Immergrünen Magnolien (Magnolia grandiflora) im Garten noch vereinzelt prächtige Nachblüten. Voller Freude begann ich zu recherchieren, um einen Beitrag mit dem Titel „Späte Mädchen“ zu veröffentlichen. Das haben die Bäume mir wohl übel genommen, denn als ich heute nachschaute, ob sie auch tatsächlich noch blühen, fand ich keine einzige Blüte mehr vor, nur noch die zugegebenermaßen ebenfalls reizvollen Fruchtzapfen. Aber so schnell lasse ich mich nicht entmutigen. Bis zur nächsten Blütezeit warte ich mit meinem Beitrag nicht.
Rechts neben dem Haupteingang zum Garten stehen mehrere üppige Immergrüne Magnolien. Es handelt sich um die besonders winterfesten Sorten „Bracken’s Brown Beauty‘ (eine der winterhärtesten Sorten) und ‚Edith Bogue‘, ebenfalls sehr winterhart. Die Magnolia grandiflora behält im Gegensatz zu den Tulpen-Magnolien auch im Winter ihr immergrünes Laub, was sie ganzjährig zu einem reizvollen Blickfang in Gärten und Parks macht. Besonders gut gefallen mir die glänzenden, tiefgrünen Blätter der ‚Edith Bogue‘, die auf dem Titelfoto zu sehen sind.
Beheimatet ist die Immergrüne Magnolie im südöstlichen Nordamerika. Dort wächst der Baum aus der Familie der Magnoliengewächse (Magnoliaceae) bevorzugt in Wäldern. Sie ist ein beliebtes Ziergehölz und gilt als eine der Charakterpflanzen der Südstaaten. In Louisiana und Mississippi ist der Baum ‚State Tree‘. Mississippi trägt sogar den Spitznamen“The Magnolia State“. Aber auch in Europa ist der wärmeliebende Baum inzwischen an vielen Orten zu finden. Beim Stöbern im Internet habe ich Fotos von Immergrünen Magnolien entdeckt, die im milden südlichen England mit Hilfe von Spalieren an den Hauswänden von Herrenhäusern und Cottages zu beeindruckender Größe herangezogen wurden. (Stichwort: Magnolia grandiflora Great Britain). Und die Bäume im Botanischen Garten sind der beste Beweis dafür, dass winterharte Sorten auch in unserem Klima gut gedeihen können.
Der Baum, der je nach Sorte bis über 25 Meter hoch werden kann, besticht neben seinem Laubwerk durch seine wunderschönen, reinweißen und duftenden Blüten, die zu den größten Baumblüten überhaupt gehören. Hauptblütezeit sind die Monate Mai und Juni, aber bis in den tiefen Sommer hinein kann man immer noch vereinzelt Blüten sehen, was mich zu dem ursprünglich vorgesehenen Titel „Späte Mädchen“ verleitete.
Aber nicht nur die Blüte ist beeindruckend, auch die Sammelbalgfrüchte „machen einiges her“. Bei der Reife öffnen sich die einzelnen Zapfen und die roten Samen schweben für kurze Zeit an dünnen Fäden an der Frucht. Noch ist es im Park nicht so weit, aber ein Foto aus dem letzten Jahr zeigt schon das Ereignis.
Ein Beitrag über die Immergrünen Magnolien kann natürlich nicht ohne einen Hinweis auf die wohl berühmteste Magnolie enden: die Jackson Magnolie auf der Südseite des Weißen Hauses in Washington. Präsident Andrew Jackson pflanzte 1829 einen Sämling/Ableger von seiner Farm in Tennessee zu Ehren seiner verstorbenen Ehefrau Rachel, die Magnolien über alles liebte. Der Baum machte eine bemerkenswerte Karriere und überdauerte 38 Präsidenten. Er war Hintergrund für zahlreiche präsidiale Anlasse und Fototermine. Sogar auf Dollarnoten war die Magnolie zu sehen. Ihr Status als Ikone war so groß, dass Präsident Obama Sämlinge als Staatsgeschenke an Israel und Kuba sandte. Nach annähernd 200 Jahren war der Baum allerdings so instabil geworden, dass auch Versuche, ihn mit Kabeln und einer Zementfüllung am Leben zu halten, fehlschlugen. Ende 2017 kündigte das Weiße Haus an, dass der Baum aus Sicherheitsgründen weitgehend zurückgeschnitten werden müsste. Allerdings sollen bereits Ableger des Baumes als Ersatz vorgezogen worden sein. Aber es wird Dekaden dauern, bis seine Nachfahren wieder als „Fotobombe“ auf sich aufmerksam machen können.