Fast möchte man in Anspielung auf Galileo Galilei sagen: „Und es bewegt sich doch“. Auch wenn es aus Sicht der Besucher nicht so aussieht: Die Arbeiten im Alpinum machen Fortschritte.
Nicht nur die Besucher fragen nach und hoffen auf einen baldigen Abschluss der Arbeiten. Die Fertigstellung liegt insbesondere auch den Freunden des Botanischen Gartens am Herzen, die das Projekt mit ihrer bislang größten Einzelspende in Höhe von Euro 70.000,00 unterstützt haben. Auch ich habe erst einmal gehörig ins Fettnäpfchen getreten, als ich nachfragte, wann denn mit der Fertigstellung des Alpinums zu rechnen sei. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, welche Mammutaufgabe hier in Eigenleistung gestemmt wird.
Alexander Fischer ist staatl. gepr. Agrarbetriebswirt Garten- und Landschaftsbau und wurde 2013 eingestellt, um das Alpinum wieder auf „Vordermann“ zu bringen. Bei der Anlage des Botanischen Gartens war das Alpinum zum großen Teil mit Bauschutt und Erdabraum aufgeschüttet worden, der völlig mit Acker-Schachtelhalm verseucht war. Außerdem war der Boden durch schweres Gerät so verdichtet, dass Staunässe entstand, die die Verbreitung des Wildkrautes weiter förderte. Acker-Schachtelhalm wird man nicht wieder los. Die Pflanze vermehrt sich sowohl über Sporen als auch über unterirdische Ausläufer. Sie breitet sich äußerst schnell aus und ist sehr widerstandsfähig. Auch wenn man noch so intensiv jätet, diesen Kampf kann man nicht gewinnen. Wie mir Herr Fischer erzählte, ist er bei der Sanierung auf Wurzeln gestoßen, die bis zu vier Meter tief in die Erde ragten!
Ein Teil der ca. 5.000 m² großen Fläche war bereits von einer Fachfirma erneuert worden. Aus Kostengründen entschloss man sich dann, die weitere Sanierung in Eigenleistung zu erbringen. Und so war ein großer Teil der Anlage in einem schlechten Zustand, als Herr Fischer begann. Alleine ein Jahr dauerten die Abräumarbeiten, wobei der Boden bis zu einem Meter tief ausgekoffert wurde. Nach einer intensiven Planungs- und Vorbereitungsphase begann dann der Kampf gegen den Acker-Schachtelhalm. Um die Pflanze dauerhaft zu unterdrücken, wurde auf den abgeräumten Flächen Frostschutzkies und auf dem Berg Mörtel aufgetragen und darüber ein Unkrautvlies verlegt.
Um sich eine Vorstellung von dem Arbeitsaufwand zu machen, muss man sich vergegenwärtigen, dass bis zu 50 Kilo schwere Steine von Hand, bis zu 1t schwere mit einem Kompaktbagger und die ganz großen Felsen mit einem Gewicht bis zu ca. 12t mit einem Kran positioniert werden mussten. Und davon gibt es, wenn man vor dem Alpenmassiv steht, eine ganze Menge! Inzwischen wurde der im Mittelpunkt stehende Felsenhügel neu modelliert. Danach wurde Frostschutzkies in die Zwischenräume geschüttet, bevor das für die jeweilige Pflanzenwelt erforderliche Substrat aufgebracht werden und die Bepflanzung beginnen kann.
In diesem Sommer bekam Herr Fischer wieder Unterstützung von seinem Kollegen Dominik Gabriel, der auch schon in der Vergangenheit gemeinsam mit MitarbeiterInnen aus anderen Bereichen bei größeren Aktionen mitgearbeitet hatte. Sie bauten den (für die Besucher im Augenblick noch nicht sichtbaren) erhöht liegenden Teich, der mittlerweile gefüllt werden konnte und auch in dem kleinen Bach, der sich vom Felsen herabschlängelt, plätschert das Wasser. Während in den Filtergraben des Teichs Pflanzen aus aller Welt eingesetzt wurden, sieht es bei den Pflanzen im Teich anders aus. Froschlöffel gedeihen neben Zwerg-Rohrkolben auch noch in höheren Alpenlagen. Sieben Froschlöffel wurden probeweise eingesetzt, um zu schauen, ob es ihnen in ihrer neuen Umgebung gefällt. Die restlichen aus Samen des Botanischen Gartens Lyon herangezogenen Pflanzen werden „zur Sicherheit“ weiter in der Anzucht belassen. Denn auch hier gilt, es wird nicht im Gartencenter eingekauft, sondern mit eigenem Saatgut oder aus anderen Botanischen Gärten gearbeitet.
Im Vordergrund stehen immer noch die Arbeiten an der Bautechnik, ein komplizierter Prozess, denn Handbücher zu diesem schwierigen Thema gibt es nicht. Jedes auftretende Problem muss individuell gelöst werden. Aktuell steht der Bau einer kleinen Brücke an. Im nächsten Jahr richtet sich dann das Hauptaugenmerk auf die „Vegetationstechnik“, wobei man sich auf Pflanzen aus den europäischen Alpen konzentriert. Hinter dem sperrigen Fachbegriff verbergen sich so spannende Arbeiten wie das Anlegen von alpinen Matten und Wiesen, einem Sumpfbeet und einem Schneetälchen. Im Vergleich zu den Bauarbeiten schätzt Herr Fischer, dass die Bepflanzung des Alpinums wesentlich zügiger erfolgen kann.
Gedulden wir uns also noch ein wenig und freuen uns dann umso mehr über die Alpenwelt in Düsseldorf!