Samen, Samen, Samen

Dem Geheimnis des Lebens auf der Spur

Dem Geheimnis des Lebens auf der Spur! Die Pflanzen-Illustratorin Katrin Saran hat sich in den Herbstferien mit kleinen Abenteurerinnen auf die Suche nach Samen im Botanischen Garten gemacht, um anhand vieler Beispiele von den unterschiedlichen Anfängen eines Pflanzenlebens zu erzählen.

Ausgerüstet mit kleinen Körbchen machten sich Hannah, Emma und Greta mit Frau Saran auf den Weg durch den Botanischen Garten. Herbstzeit ist Samenzeit, sodass die Körbchen schnell mit verschiedenen Samen gefüllt werden konnten. Bevor es jedoch soweit war, galt es zunächst, etwas über Samen an sich zu erfahren. Schließlich möchte man ja wissen, was man aufgesammelt hat. Samenpflanzen entwickelten sich vor Hunderten von Millionen Jahren, zunächst die Nacktsamer und weitere Millionen Jahre später die Bedecktsamer. Vorher gab es nur Sporenpflanzen wie Algen, Moose und Farne. Und worin unterscheiden sich die Samen? Auf die Verpackung kommt es an! Während bei den Nacktsamern die Samenanlagen frei auf einer Fruchtschuppe liegen, werden bei den Bedecktsamern die Samenanlagen von einem Fruchtknoten umschlossen.

Die Spanische Tanne und die Araukarien nahe dem Verwaltungsgebäude sind Vertreter der Nacktsamer. Neugierig reckten sich die Hälse, um die charakteristischen Zapfen der Nacktsamer an den Bäumen zu entdecken. Die Mädchen staunten nicht schlecht, als sie hörten, dass es Nacktsamer schon zu Zeiten der Dinosaurier gab, die den Tieren als Nahrung dienten. Man muss jedoch kein Dino sein, um Gefallen an den Araukarien zu finden. Der Araukariensamen schmeckt auch Menschen gut, deshalb suchten die Kinder besonders eifrig nach ihm. Aber es wurde nicht nur gesammelt, es durfte auch gestreichelt werden! So konnten die Kinder erkennen, wie sich Pflanzen vor Fressfeinden schützen. Die spanische Tanne mit ihren weicheren Nadeln war offensichtlich nicht so bedroht wie die Araukarien, die sich mit schuppenartigen Blättern sehr wehrhaft zu verteidigen wussten.

Wie es so häufig geht im Leben, wer zuerst kommt, bleibt nicht unbedingt am Längsten. Diese Erfahrung mussten auch die Nacktsamer machen, die zunehmend von den Bedecktsamern verdrängt wurden. Sie waren einfach nicht so effektiv wie die Bedecktsamer. Nacktsamer sind bei der Bestäubung auf den Wind angewiesen. Wahre Pollenwolken werden durch den Wind fortgetragen und erreichen eher zufällig ihr Ziel. Heute sind Beispiele für Nacktsamer viele Nadelbäume wie Kiefern,Tannen und Pinien. Bedecktsamer haben es da einfacher. Sie bilden zunächst Blüten und später Früchte, die ihre Samen vollständig umschließen und sind vor Umwelteinflüssen besser geschützt. Außerdem sind sie weniger auf den Wind angewiesen, sondern können sich bei der Bestäubung eher auf Insekten verlassen. Nahezu alle Pflanzen, die vom Menschen verwendet werden, sind Bedecktsamer: Laubbäume, Kräuter, Nutzpflanzen und Süßgräser, um nur einige zu nennen.

Sammelleidenschaft!

Da ist der Botanische Garten genau der richtige Ort, um im Samen zu schwelgen. Die Sammelleidenschaft hatte die Mädchen erfasst. Nicht umsonst waren unsere Vorfahren Jäger und Sammler! Eindruck machten die riesigen Früchte des Milchorangenbaums, der sich mit spitzen Dornen gegen Feinde wehrt. Die großen Früchte können nicht vom Wind weitergetragen werden, sondern „plumpsen“ auf die Erde. Ihr Verbreitungsgebiet ist daher sehr eingeschränkt, da sie keine tierischen Abnehmer mehr finden. Das war früher anders. Vermutlich ließen sich die längst ausgestorbenen Mammuts, Riesennashörner und Riesenfaultiere ihre Früchte schmecken und sorgten für ihre Verbreitung. Heute werden sie wegen ihrer langen Ranken und Dornen von den Menschen vor allem zur Einzäunung von Grundstücken genutzt.


Da haben es die Karden besser. In ihren Blütenköpfen verbergen sich unzählige kleine Samen, die sie den Winter über behalten und erst im Frühjahr auswerfen. Die anmutigen Fruchtstände der Hopfenbuche werden nicht nur durch den Wind transportiert, sie können sogar auf dem Wasser schwimmen und so weitergetragen werden. Nachtkerzen, Gräser und der Blasenstrauch boten sich zum Sammeln an. Bei den Eicheln konnten die Kinder sehr anschaulich sehen, dass sich zunächst aus der Frucht eine Wurzel bildet, die sich im Boden verankert, bevor sich die Keimblätter entfalten. Reichhaltige „Beute“ konnte auch im Nutzpflanzenbereich gemacht werden. Samen von Fenchel und Studentenblumen wurden geerntet. Die Samenkapseln des Spargels bestachen durch ihre leuchtend rote Färbung. Auch der Samen des Indigo, der ehemaligen Färberpflanze, wurde nicht verschmäht und der Borretsch mit seinen hübschen blauen Blüten wurde bewundert. Nur im Kohlbeet „müffelte“ es leicht!

Den Kohlgeruch konnte der Gingko, dessen Laub goldgelb leuchtete, allerdings leicht toppen. Die weiblichen Ginkgos hatten ihre Samen abgeworfen, die wie kleine gelbe Kirschen aussehen, bei deren Anblick man nichts Böses ahnt. Wehe aber, wenn man auf die Samenhülle tritt und sie zerquetscht. Frau Saran machte es anschaulich oder sollte man besser sagen – geruchsintensiv – vor. Sofort machte sich ein fauliger Geruch breit, der an ranzige Butter erinnert. Igitt! Diese „Stinker“ haben die Kinder dann doch lieber nicht mitgenommen, obwohl in Japan die Samen sehr geschätzt werden. Sie werden geröstet und gelten bei einem japanischen Hochzeitsessen als Glücksbringer. Da wanderten neben den Samen doch lieber noch Kiwis, Muskatellertrauben und schön gefärbte Blätter in die Körbchen.

Ob den Mädchen der Rundgang gefallen hat? Die schönste Antwort bekam Frau Saran, als sie die Kinder angesichts der fortgeschrittenen Zeit fragte, ob sie lieber weiter auf Entdeckungstour gehen oder Samentütchen basteln wollten. Die Antwort kam prompt: natürlich wollten sie beides! Da mussten sich die wartenden Väter und der Großvater eben noch ein Weilchen gedulden, bevor sie ihre begeisterten Kinder mit ihren Schätzen in Empfang nehmen konnten.

In selber gebastelten Tütchen werden die Samen verstaut

Fühlen, riechen, sehen, entdecken und verstehen! Gefördert durch den Freundeskreis des Botanischen Gartens werden in den Schulferien im Rahmen der Kinder-Uni kostenfreie Veranstaltungen für Kinder zwischen acht bis zwölf Jahren angeboten, bei denen sie spielerisch in die Welt der Botanik eingeführt werden. Die Veranstaltungen sind in der Regel ausgebucht. Krankheit und Wetter hatten dazu geführt, dass Hannah, Greta und Emma die beschriebene Führung in kleiner Runde genießen konnten.

Es hat Spaß gemacht

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