Ich hatte Glück! Der Nebel lichtete sich gestern Mittag während meines ersten Rundgangs im neuen Jahr durch den Garten. Die Sonne brach durch die Wolken, tauchte den Garten in helles Licht und spiegelte sich in den Gläsern der Kuppel. Ein wahrer Lichtblick in diesem Einheitsgrau. Aber auch an trüben Tagen kann ich einen Spaziergang durch den Garten nur empfehlen, er ist eine wahre Erholung in diesen von Corona geprägten Zeiten.
Tritt man durch das Eingangstor, dann fällt zunächst die beruhigende Stille auf. Eine Stille, die nur unterbrochen wird von dem Gezwitscher der zahlreichen Vögel, deren Zirpen und – wenn es Papageien sind – gelegentliches Kreischen als Hintergrundmusik auf dem gesamten Rundweg zu hören sind. Die Beete sind abgeräumt, aber wo immer es möglich ist, sind die Fruchtstände zur Freude nicht nur der gefiederten Freunde stehen geblieben. Trotzdem ist der Garten in dieser Jahreszeit überschaubarer und seine Strukturen sind deutlicher zu erkennen. Jetzt, wo man nicht von der überbordenden Fülle der Pflanzen in der Vegetationsperiode abgelenkt wird, stechen Details noch mehr ins Auge. An einigen Magnolien (Magnolia grandiflora) rechts vom Eingang kann man in den Fruchtzapfen noch vereinzelt die roten Samen erkennen. Der Duftende Schnellball (Viburnum farreri) zeigt letzte rosafarbene Blüten und schon von weitem leuchten die roten Beeren von Solanum dulcamara, dem Bittersüßen Nachtschatten, im Apothekergarten. Da will die Stechpalme (Ilex aquifolium) mit ihren ebenfalls roten Beeren nicht nachstehen! Der Nieswurz (Helleborus) ist noch nicht ganz so weit, schiebt aber schon kraftvoll seine Blütenknospen empor.
Ich bin keine Freundin von gelben Blüten, sie sind mir zu aufdringlich, zu grell. Aber die gelben Blüten des Winterjasmins (Jasminum nudiflorum) und der Japanischen Zaubernuß (Hamamelis japonica) mit ihrer Vielzahl von gelben Blüten sind im winterlichen Garten ein „echter Hingucker“. Schon näher hinschauen muss man, um die Flechten und Moose, die auf den Ästen wachsen, bewundern zu können. Unübersehbar sind dagegen die verschiedenen Kohlsorten, die im Nutzgarten dem kalten Wetter trotzen. Wie schön kann Kohl sein!
Einen Wermutstropfen möchte ich trotz aller Freude an dem Garten allerdings nicht verschweigen. Gerade im Bereich der Kontinente fallen immer mehr brachliegende Flächen auf. Schilder informieren darüber, dass die Beete aus gärtnerischen und personellen Gründen nicht so gepflegt werden können, wie es nötig wäre. Ich beobachte dies seit einiger Zeit mit zunehmender Besorgnis. Was wird nur aus dem schönen Garten? Wie kann man helfen? Ein erster Schritt ist sicherlich der Beitritt in den Freundeskreis der Botanischen Gartens. Daher meine dringende Bitte: Werden Sie Mitglied, nur ein starker Freundeskreis kann die Leitung und das Team des Botanischen Gartens wirksam unterstützen.
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