„Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da.“ Am 4. Dezember, dem Gedenk- und Namenstag der heiligen Barbara, werden nach alter Überlieferung Kirschzweige geschnitten und im Haus ins Wasser gestellt. Mit etwas Zuwendung blühen sie dann an Weihnachten. Die blühenden Zweige stehen sinnbildlich für das Wunder der Heiligen Nacht und verheißen nach altem Volksglauben Glück für das neue Jahr. Wie so viele Bräuche ist auch diese Tradition auf eine christliche Legende zurückzuführen: dem Martyrium der Heiligen Barbara.
Die heilige Barbara zählt, ebenso wie der heilige Nikolaus, zu den bekanntesten Heiligen der Adventszeit. Über das Leben der heiligen Barbara ist wenig bekannt, obwohl sich viele Geschichten um ihr Leben ranken, deren Quellen jedoch alle nicht gesichert sind. Sie war eine Märtyrerin, die im dritten oder vierten Jahrhundert zur Zeit der Christenverfolgung als Tochter eines wohlhabenden, heidnischen Kaufmanns im heutigen Izmit in der Türkei gelebt haben soll. Als ihr Vater sie verheiraten wollte, musste er rasend vor Wut feststellen, dass sie den christlichen Glauben angenommen hatte und sich einer Heirat widersetzte, weil sie den Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott nicht aufgeben wollte. Sie flüchtete vor ihrem Vater und versteckte sich in einer Felsspalte, wo sie von einem Hirten verraten wurde. Ihr Vater ließ sie, bevor er sie folterte und eigenhändig enthauptete, in einem Turm einmauern. Er selber wurde kurz darauf als Strafe für sein frevelhaftes Tun von einem Blitz erschlagen.
So weit eine der Legenden. Sehr frühzeitig wurde Barbara Mittelpunkt der Märtyrerverehrung, das früheste Zeugnis stammt aus dem Jahre 705. Sie ist eine der populärsten Heiligen. Seit dem Mittelalter gehört sie zu den 14 Nothelfern. Wegen der Vielzahl der Qualen, die sie erdulden musste, gilt sie als Schutzheilige der Sterbenden, der Bergleute und Tunnelbauer, der Baumeister und der Turmwächter, um nur einige zu nennen.
Seit dem 17. Jahrhundert ist der Barbaratag vor allem in Europa mit einer Vielzahl von Bräuchen verbunden. Auch die Sitte, Barbarazweige zu schneiden, bezieht sich auf ihre Leidensgeschichte. Auf dem Weg in ihr Gefängnis soll sich ein kleiner Kirschzweig in ihrem Gewand verfangen haben. Sie nahm ihn mit in ihr Gefängnis und stellte ihn in ihren Trinkbecher, wo er am Tag ihres Todes, dem 4. Dezember, aufblühte.
Möchte man sich selbst zu Weihnachten an blühenden Zweigen erfreuen, sollten einige Ratschläge befolgt werden. Neben den Zweigen vom Kirschbaum eignen sich besonders gut Zweige von Zwetschgen und Forsythien. Aber auch andere Frühblüher sind einen Versuch wert. Die Zweige sollten über viele dicke und rundliche Knospen verfügen. Haben die Zweige noch keinen Frost erfahren, sollten sie für einen Tag in die Tiefkühltruhe gelegt und danach über Nacht komplett in warmes Wasser getaucht werden, um das Eintreten der warmen Witterung zu simulieren und den Pflanzen den Anreiz zu geben, sich auf die Blüte vorzubereiten. Danach können die Zweige in eine Vase mit lauwarmen Wasser ins Haus gestellt werden. Um die Wasseraufnahmefähigkeit zu erhöhen, werden die Zweige schräg angeschnitten oder mit einem Hammer vorsichtig weich geklopft. Das Wasser sollte alle drei bis vier Tage ausgewechselt werden. Ideal sind Zimmertemperaturen von 15 Grad. Da dies in unseren Wohnungen eher unüblich ist, sollten die Zweige regelmässig mit Wasser besprüht werden, damit die Knospen nicht verdorren.
Ganz so einfach ist es also nicht, die Natur zu überlisten. Aber ist es nicht die Mühe wert? Was könnte das Wunder der Christnacht besser symbolisieren als glückverheißende, blühende Zweige? Besinnen wir uns also auf die alte Tradition und machen uns am 4. Dezember auf die Suche nach Barbarazweigen.