Wo Japan und China zusammenwachsen

Änderungen in den Geographischen Abteilungen

Heute habe ich im Botanischen Garten wieder einmal die Sektionen Japan und China durchwandert und war erstaunt über die ausgedehnten Umbauarbeiten, die in diesem Bereich im Gange sind. Aufmerksame Besucher werden sich schon gefragt haben, was tut sich hier? Entlang des Hauptweges zieht sich durch die Geographischen Abteilungen eine Baustelle, die von der asiatischen Felswand mit ihrer zum Verweilen einladenden Bank bis zum Ende der China gewidmeten Fläche reicht. Gartenmeister Jan Philipp Uerlings, verantwortlich für das Freigelände, gab mir gerne Auskunft.

Der bisher in dem Bereich überwiegend gewachsene Bambus hatte geblüht und war unansehnlich braun geworden. Wie und ob er wiederkehren würde, war ungewiss. Daher beschloss man, die Gelegenheit zu nutzen und den gegenüberliegenden Bereich grundlegend neu zu gestalten. Die bisher getrennten Abteilungen Japan und China werden zusammengeführt und ein neuer Bereich Asien geschaffen. Bereits in der Vergangenheit hatte es Durchmengungen durch Samenflug gegeben. Die Erweiterung ermöglicht aber vor allem einen größeren, weiter gefächerteren Spielraum bei der Pflanzenauswahl. So können beispielsweise auch Pflanzen aus Thailand und Indien berücksichtigt werden.

Im Augenblick dominieren noch kräftige, frisch eingebrachte L-Steine, die den Hang zum Begrenzungszaun hin abstützen, und ausgekofferte Erde den Bereich. Bis zum Herbst hofft man, mit der Neupflanzung beginnen zu können. Warum diese lange Vorlaufzeit? Zunächst geht es nicht darum, die neuen Pflanzen schön arrangiert in die Erde zu bringen. Bevor es soweit ist, sind umfangreiche Vorbereitungsarbeiten erforderlich, um den Boden auf die sich zunehmend verändernden Klimabedingungen einzustellen. Sowohl temporärer Starkregen als auch anhaltende Hitzeperioden sollen den Pflanzen nicht mehr so zusetzen. Herr Uerlings erklärte mir geduldig und mit Hilfe von Skizzen die Maßnahmen, die den Bereich stabil und langfristig möglichst vor allen Wetterwidrigkeiten schützen sollen. Für mich als Laiin absolutes Neuland, aber auch Herr Uerlings gab ehrlich zu, dass länger darüber nachgedacht wurde, wie der Bereich zukunftsfest gestaltet werden könnte.

Die asiatische Felswand (s. Titelbild) wird nach rechts bis zu der Birke und dem Philodendron hin erweitert und der gesamte Bereich entlang des Zauns und des Hauptweges mit Grauwackesteinen neu gestaltet. Ein Betonstreifenfundament zum Weg und eine Rhizomsperre über die gesamte Fläche sollen vor unerwünschtem Wildwuchs, insbesondere vor einer unerbetenen Ausbreitung des Bambus, schützen. Die in dem neu geschaffenen Felswand-Bereich entstandene ca. 30 qm große Wanne dient als Wasserreservoir. Auf den zunächst eingebrachten Drainagekies wird ein Filtervlies gelegt, Schichten von grobem und feinem Substrat folgen, bevor die abschließende Mulchschicht aufgebracht wird. Diese Maßnahmen stellen eine dauerhafte Durchfeuchtung des Bodens sicher. Gleichzeitig sorgen eingebrachte Drainagerohre dafür, dass keine Staunässe entstehen kann. Nebeldüsen dienen der Verbesserung der Luftfeuchtigkeit. Hier waren Kreativität und Fachwissen am Werk!

Nach Abschluss der Vorbereitungsarbeiten beginnen die für die Besucher sichtbaren kreativen Arbeiten. Vorrangig soll ein neuer Bambuswald entstehen und in dem Bereich verschiedene Arten aus der Gattung Phyllostachys gepflanzt werden, die so angeordnet werden, dass die winterfesten Arten zum Zaun hin gepflanzt werden und damit die empfindlicheren Arten am Hauptweg schützen können. Inseln mit botanischen Raritäten aus dem asiatischen Raum sollen Abwechslung schaffen und kleine Wege werden sich durch den Wald schlängeln. Verschiedene Stauden, die von den Auszubildenden Jule Köchling und Cosima Dinort bereits seit letztem Jahr unter anderem aus Samen herangezogen wurden, stehen schon in der Anzucht bereit, um aufgepflanzt zu werden. Herrn Uerlings ist es wichtig zu betonen, dass die Umgestaltung aus einem Auszubildenden-Projekt hervorgegangen ist und der Teamgedanke bei dem Vorhaben im Vordergrund stand. Neben der Gärtnerin Anika Zacher, die diesen Bereich pflegt, sind auch die Kollegen Dominik Gabriel und Lukas Engels stark in die Arbeiten eingebunden.

Die Mitarbeitenden im Botanischen Garten lieben ihren Garten und betonen mir gegenüber immer wieder, was für einen wunderbaren Arbeitsplatz sie haben, an dem sie die Besucher teilhaben lassen möchten. Und so ist das Anliegen, das Herr Uerlings mit diesem Projekt verbindet, nicht weiter verwunderlich. Wenn Besucher durch den Bambuswald wandern und sich für einige Minuten nach Asien versetzt fühlen, dann hat er das Ziel, das er mit diesem Projekt verwirklichen möchte, erreicht. Ich bin mir sicher, dass der Wunsch in Erfüllung gehen wird. Kommen Sie mit!

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