Ein Bach aus blauen und weißen Iris

Ein Projekt von Selina, Jonah und Jannik

Wenn Sie dem Botanischen Garten einen Besuch abstatten, sollten Sie den Beetstreifen neben dem Alpinum, genauer gesagt vom Tor des Betriebshofes Richtung Verwaltungsgebäude, nicht übersehen. Er ist zurzeit das Gartenreich von Selina, Jonah und Jannik, die im Rahmen ihrer Ausbildung diesen Bereich ihr „eigen“ nennen. Ein genauerer Blick lohnt sich!

Pflanzenliebhaber, die zu den zweimal jährlich stattfindenden Pflanzenbörsen strömen, verdanken ihre „ergatterten“ Schätze weitgehend den Auszubildenden im Botanischen Garten, die im Rahmen ihrer Ausbildung zum/zur Staudengärtner/in Stauden heranziehen. Der im Garten nicht benötigte Überschuss wird dann bei den Börsen abgegeben.
Weniger bekannt ist, dass die Auszubildenden im Rahmen ihrer Ausbildung mit der Durchführung eines selbstständigen Projektes betraut werden. Hier können sie eigenständig gestalten, Staudenkulturen standortgerecht auswählen und artspezifisch pflegen. Düngerlehre und Bodenkunde können erprobt werden. Larissa Sieben, die für die Ausbildung zuständige Gartenmeisterin, erfreut sich immer sehr an der kreativen und experimentierfreudigen Teamarbeit, die dabei entsteht.

Selina, Jonah und Jannik, die sich im zweiten Jahr ihrer Ausbildung befinden, sind seit dem vergangenen Herbst zuständig für den oben beschriebenen Beetstreifen. Er ist in Verlängerung des Alpinums mit Gesteinsbrocken gestaltet worden, was auf die sandige und steinige Beschaffenheit des Bodens hinweist. Viel Sonne und wenig Nährstoffe tun ein übriges. Kein einfaches Plätzchen!

Verschiedene Gräser gliedern den Bereich und geben ihm neben den Steinen Struktur. Das Zarte Federgras (Stipa tenuissima), hatte sich allerdings zu stark ausgebreitet und andere Pflanzen verdrängt. Es musste drastisch reduziert werden. Das dekorative Gras fühlt sich an einem sonnigen Standort mit einem möglichst durchlässigen, lockeren und trockenen Boden am wohlsten. Eigentlich der richtige Standort für das Gras. Die grosse Anzahl sehr leichter Samen verstärkt allerdings sein Ausbreitungspotential und verdrängt andere Pflanzen.

Nachdem auch noch ein Spanischer Ginster (Spartium junceum) standsicher befestigt wurde, konnte losgelegt und die frei gewordenen Flächen für andere Pflanzen genutzt werden. Bei der Auswahl war allen dreien wichtig, dass nicht nur standortgerechte, sondern auch insektenfreundliche und damit blühfreudige Pflanzen ausgewählt werden. Im Herbst wurden Krokusse, Wildtulpen und Iris für das Frühjahr eingesetzt. So konnte man im März eine Vielzahl weißer und blauer Iris bewundern, die zwischen Steinen, die an einen Bachlauf erinnern, Richtung Weg wuchsen. Einen Iris-Bach hatten sie bei der Planung vor Augen und man kann nur bewundernd sagen: die poetische Vorstellung wurde gelungen umgesetzt. In den nächsten Wochen werden Küchenschellen, Allium, Phlox, um nur einige zu nennen, immer wieder für Farbtupfer im Beet sorgen. Und natürlich wartet im Folientunnel selbst vermehrtes Pflanzenmaterial wie der im Herbst über Stecklinge vermehrte Strauch-Salbei (Salvia x jamensis) darauf, ins Beet gepflanzt zu werden. Alle zwei bis drei Wochen durchkrauten die Drei den Bereich, aber sie hoffen, dass sich die Bodendecker immer mehr durchsetzen und der Pflegerhythmus zurückgefahren werden kann.

Der Kontakt mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an Pflanzen aus allen Regionen der Welt – im Garten befinden sich mehr als 6000 Pflanzenarten – , die besondere Berücksichtigung ökologischer Aspekte und die vielfältige Arbeit in der Natur machen den Botanischen Garten zu einem besonderen Ort für eine Gärtnerausbildung. Das wissen auch Selina, Joanh und Jannik an ihrem Ausbildungsplatz zu schätzen, wobei sie betonen, dass ihnen insbesondere der ökologische Aspekt ihrer Arbeit wichtig ist. Im nächsten Jahr werden sie ihre Prüfungen ablegen und damit kommt der einzige Wermutstropfen an ihrem Ausbildungsplatz ins Spiel. Sie werden vermutlich nicht dauerhaft übernommen werden können. Wünschen wir ihnen umso mehr, dass sie ihren Weg machen werden.

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