Durch den Garten mit Peter Westhoff

Fragt man Prof. Westhoff nach seinem persönlichen Lieblingsplatz im Garten, dann kommt seine Antwort schnell. Das Ensemble im Eingangsbereich mit der Kuppel im Hintergrund und rechts davor den Beeten mit den mediterranen Pflanzen „findet er einfach großartig“. Dort traf ich ihn an einem sonnigen Herbsttag zu einem Gespräch über den Garten und das „Botanische“.

Professor Dr. Westhoff ist Botaniker und seit 1988 Lehrstuhlinhaber des Instituts für Entwicklungs- und Molekularbiologie der Pflanzen an der Heinrich-Heine-Universität. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen u.a. C4-Photosynthese, Pflanzenzüchtung und die Entwicklung effizienter Nutzpflanzen. Seit 2010 ist er auch Direktor des Botanischen Gartens. Der Garten, der seit seiner Eröffnung im Jahre 1979 dem Botanischen Institut angegliedert war, wurde zu diesem Zeitpunkt als „Zentrale Betriebseinheit“ direkt dem Rektorat unterstellt, nachdem ein weiterer Aufgabenbereich zunehmend an Bedeutung gewann. Die Einrichtungen des Botanischen Gartens standen ursprünglich vorrangig im Dienste der Forschung und Lehre von biologischen und pharmazeutischen Instituten der Universität. Im Laufe der Jahre gewannen die Kommunikation und der Wissenschaftstransfer mit der Bevölkerung jedoch zunehmend an Bedeutung. Der Botanische Garten ist heute nicht nur eine Forschungseinrichtung, sondern schlägt gleichzeitig mit seinen öffentlichen Aktivitäten eine Brücke von der Universität zu den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. Ca. 70.000 Gäste besuchen jährlich den Garten. Führungen, Veranstaltungen und die Kinderuniversität erfreuen sich großer Beliebtheit.

Auch Prof. Westhoff veranstaltet im Sommer, wenn auch in diesem Jahr leider nur unter Corona-Bedingungen, Führungen. Es zieht ihn in die Kulturpflanzenausstellung, seinem Lieblingsort, wenn es um botanische Belange geht. Kulturpflanzen (er bevorzugt diesen Begriff gegenüber Nutzpflanzen) faszinieren ihn schon seit Jahrzehnten, da die Domestizierung der Kulturpflanzen nicht nur ein interessantes genetisches Phänomen darstellt. Der Prozess der Domestizierung vor ca. 10-15.000 Jahren und die Weiterverbreitung über die ganze Erde sind so eng mit der Kultur der jeweiligen Völker verwoben, dass diese Pflanzen auch von der historisch-anthropologischen Perspektive einfach spannend sind.

Eine kleine Kostprobe aus den Themen, die er bei seinen Führungen anspricht und die es mir in unserem Gespräch besonders angetan hat, möchte ich hier wiedergeben. Bereits 8.000 v. Chr. betrieben die Mayas in Mittelamerika die „Milpa“,ein Landwirtschaftssystem, bei dem hauptsächlich Mais, Gartenbohnen und Kürbis angebaut wird und das bis heute noch anzutreffen ist. Die „drei Schwestern“ Mais, Kürbis und Bohne waren das Herzstück der Landwirtschaft der Mayas. Der gemeinsame Anbau bildet eine perfekte Symbiose: An dem Mais können die Bohnen hochranken. Die Bohnen wiederum liefern den Stickstoff, den der Mais zum Wachstum benötigt. Die Kürbisse decken mit ihren großen Blättern den Boden ab und schützen ihn nicht nur vor Erosion, sondern die kleinen Stacheln an den Blättern halten gleichzeitig Schädlinge ab. Die Maispflanze ist nicht nur Hauptnahrungsmittel der Mayas, nach ihrem Schöpfungsmythos sind die Mayas von den Göttern aus Maismehl geformt worden.

In der Kulturpflanzenausstellung zeigt eine Schautafel die Maisgöttin Huaxtekisch. Hier kann man auch weitere Informationen zur Entwicklung der Nutzpflanzen finden. Ein Besuch lohnt sich auch ohne Führung!

Ich freue mich immer wieder, dass ich durch die Arbeit am Blog neue, fesselnde Geschichten und Dinge kennenlerne und über sie berichten darf. Vielen Dank Herr Prof. Westhoff!

www.botanischergarten.hhu.de

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