Hängen etwa schon Weihnachtskugeln im Garten?

Nahe beim Weg vom Alpinum Richtung Kuppel kann man einen in der Wiese stehenden, verfilzt wachsenden Strauch von beeindruckenden Ausmaßen nicht übersehen. In dieser Jahreszeit unbelaubt leuchten die vielen kugeligen gelben Früchte am Strauch umso schöner und ich fühlte mich unwillkürlich an Weihnachtskugeln erinnert, als ich Poncirus trifoliata, die Bitterorange, entdeckte.

Beim Näherkommen fand ich an dem Strauch neben einer ebenfalls beachtlichen Zahl von noch unreifen grünen Früchten allerdings auch lange, kräftige Dornen, mit denen ich nicht unbedingt Bekanntschaft machen möchte. Dies erklärt auch, warum Poncirus trifoliata in ihrer ursprünglichen Heimat, Zentral- und Nordchina sowie Japan und Korea, auch als Heckenpflanze genutzt wird, um Eindringlinge fernzuhalten.

Poncirus trifoliata sieht den „echten“ Zitruspflanzen zum Verwechseln ähnlich, doch Name und Aussehen täuschen. Sie ist zwar eng mit den Zitruspflanzen verwandt und wurde deshalb früher als Citrus trifoliata geführt. Inzwischen wird sie in der Familie der Rutaceae (Rautengewächse) jedoch als Poncirus trifoliata in der monotypischen Gattung Poncirus geführt. „Trifoliata“ deutet an, dass die Blätter der Pflanze dreigeteilt sind, weshalb sie auch „Dreiblättrige Orange“ genannt wird.

Die wissenschaftlichen Feinheiten der Bitterorange sind für mich als Laiin schwer zu durchschauen. Als Liebhaberin von Zitrusgewächsen finde ich es viel spannender, dass der Strauch weitgehend frostfest und deshalb gut für unsere Breiten geeignet ist, wenn man ein „Zitronen-Feeling“ im Garten oder auf der Terrasse haben möchte. Die Bitterorange ist im Gegensatz zu den Zitrusgewächsen nicht immergrün, sondern wirft ihre Blätter im Herbst ab. Im Frühjahr erscheinen noch vor dem Laubaustrieb die weißen Blüten, die intensiv duften und Insekten als Nahrungsquelle dienen. Die runden Früchte, die im reifen Zustand vom Aussehen her an Mandarinen und im grünen Zustand an Limetten erinnern, verströmen einen zarten Duft. Ob die Früchte essbar sind, darüber gehen die Meinungen in der Literatur auseinander. Sie schmecken sehr sauer und bitter, sollen aber zu Marmelade verkocht werden können.

Wichtiger noch als ihre Bedeutung als Zierpflanze ist jedoch der kommerzielle Nutzen der Pflanze. Poncirus trifoliata ist eine der häufigsten Veredlungsarten in der Zitruskultur. Die Sämlinge dienen im Erwerbsanbau vor allem als Veredelungsunterlage für Zitruspflanzen. Sie vertragen sich gut mit den verschiedenen Zitrussorten, sind wüchsig und robust. Durch Einkreuzen der Bitterorange hofft man, die Frostresistenz von Zitrushybriden steigern zu können.

Ich habe einige Samen in ein Töpfchen gesetzt und hoffe nun darauf, dass sich Sämlinge zeigen. Vielleicht kann ich meine Zitrussammlung demnächst erweitern und mich in einigen Jahren an dem betörenden Duft der Bitterorange erfreuen. Ich werde berichten.

Nachtrag vom 4. Dezember 2020:

Erste „züchterische“ Erfolge! Der Nachwuchs wächst heran.

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