Angesichts der beeindruckend großen Löcher, die auf der Streuobstwiese ausgehoben wurden, muss man unwillkürlich an den Spruch „Wer anderen eine Grube gräbt …“ denken, aber hier geht es nicht um Fallstricke, sondern im Gegenteil um die fachmännische Vorbereitung von Pflanzlöchern für insgesamt fünf neue Obstbäume.
Dank einer großzügigen Spende konnte der Freundeskreis einen Wunsch der Gärtnerinnen und Gärtner des Gartens erfüllen und den Kauf von fünf Obstbäumen, je 2 Apfel-und Birnbäume sowie einer Mirabelle, ermöglichen, die auf der Streuobstwiese gepflanzt wurden. Ausgewählt wurden die Gehölze von den Mitarbeitern aus der Sortenliste des NABU. Alte Sorten sind ein Kultur- und Naturerbe, um deren Erhaltung sich auch der Botanische Garten bemüht. Und so haben Obstbäume mit so klangvollen Namen wie „Pastorenbirne“ und „Madame verte“ (Pyrus communis), „Weißer Klarapfel“ und „Roter Trierer Weinapfel“ (Malus) sowie die Mirabelle „Von Nancy“ (Prunus syriaca) Einzug in den Garten gehalten. Doch bevor der letzte Boden um die frisch gepflanzten Bäume festgetreten werden konnte, war einiges zu tun.
Aufgrund der Staunässe im Botanischen Garten, die durch den hier vorhandenen, verdichteten Boden verursacht wird, hat sich gezeigt, dass Pflanzlöcher für Bäume im Garten tief ausgehoben werden müssen, damit die Bäume dauerhaft gedeihen können. Erst dadurch kann ein richtiger Wasserabzug gewährleistet werden. Dieses Pflanzloch von 2 mal 2 Metern und einer Tiefe von ca. 3,5 bis 4 Metern zeigt anschaulich die Probleme, die bei Neupflanzungen gelöst werden müssen.
Deutlich erkennbar sind die verschiedenen Bodenschichten. Der erste Meter unter der Grasnarbe ist Oberboden, welcher verdichtet ist. Bereits dadurch kann das Oberflächenwasser/Regenwasser nur noch sehr langsam in tiefere Bodenschichten versickern. Die darauffolgende „graue Bodenschicht“ führt keinen Sauerstoff mehr, aufgrund des fehlenden Bodensauerstoffes würden die Bäume nach einigen Jahren eingehen. Damit das Regenwasser auch in tiefere Erdschichten versickern und in Hitzephasen dann von den Bäumen durch die Kapillarität wiederverwendet werden kann, werden Pflanzlöcher jetzt so aufwendig und tief gebaggert, bis man auf Sand/Kies stößt. Aufgefüllt wird die Grube danach mit je einer Schicht von Siebkies und Füllkies, bevor das Baumpflanzsubstrat eingebracht wird, das zum Großteil aus hauseigenem Kompost besteht.
Geschafft! Der Ballen wird sorgfältig freigelegt, der Stamm gegen Hitze und Frost geweißelt und mit Hilfe von Holzpfählen und Lochband stabilisiert. Deutlich erkennbar ist der Gießring. Insgesamt 12 m³ Erde wurden pro Pflanzgrube ausgebaggert, bevor der schichtweise Aufbau des Substrates für die Bäume erfolgen konnte. Hiermit waren zwei Mitarbeiter mit einem Bagger und Schlepper mit Anhänger je ca. einen dreiviertel Tag beschäftigt. Aber die Mühe lohnt sich; die Obstbäume haben dank der sorgfältigen Vorbereitung eine Lebenserwartung von 25 bis 35 Jahren und reiche Ernte ist auch zu erwarten!
„Werden Sie Gärtner. Dann werden Sie niemals sterben, denn Sie müssen ja weiterleben, um zu sehen, was im nächsten Jahr geschieht.“* In diesem Sinne warten wir gespannt und voller Vorfreude auf die erste Blüte!
Diesen Beitrag hätte ich ohne die Aufzeichnungen und Fotos von Gartenmeister Jan Philipp Uerlings und den Erläuterungen von Gärtnerin Anika Zacher nicht verfassen können. Ganz herzlichen Dank!
* Das Zitat des amerikanischen Saatgutzüchters und Agrarministers Henry A. Wallace aus den Dreißigerjahren habe ich dem lesenswerten Artikel in der „Die Zeit“ vom 10. Februar 2022 „Gärtnern für die Revolution“ entnommen.