Für viele Besucherinnen und Besucher des Botanischen Gartens ist Brigitte Flach eine vertraute Person. Seit vielen Jahren als ehrenamtliche Aufsicht im Garten tätig, schaut sie während ihrer Rundgänge nicht nur nach dem Rechten, sondern beantwortet auch geduldig und mit viel Empathie die Fragen der Spaziergänger. Die Wenigsten wissen jedoch, dass ihr Engagement für den Garten viel weiter geht. Ihr ist es vor allem zu verdanken, dass sich der Freundeskreis des Gartens weiterentwickelt und zunehmend der Öffentlichkeit zugewandt hat. Nachdem sie dem Vorstand des Vereins seit 2009 in verschiedenen Funktionen angehört hat, steht sie für die anstehende Vorstandsneuwahl nicht mehr zur Verfügung, weil sie sich ein Sabbatical gönnt. Höchste Zeit also für eine Würdigung!
Brigitte Flach hat die Entstehung des Gartens in den 70er Jahren noch miterlebt. Während ihres Studiums an der Heinrich-Heine-Universität führte ihr Fußweg von Wersten zur Universität. Sie erinnert sich noch sehr gut an ihre Überraschung, als sich inmitten von gewaltigen Erdbewegungen aus der nackten Erde ein Kuppel-Gewächshaus erhob. Wie ein Ufo, das in einer Einöde gelandet sei, hätte es gewirkt. Dass aus diesen Anfängen ein blühender botanischer Garten entstehen würde, konnte man sich damals kaum vorstellen. Brigitte Flach war begeistert, als sie nach Jahren, die sie beruflich außerhalb von Düsseldorf verbracht hat, wieder auf den Botanischen Garten aufmerksam wurde und sah, was Natur und gärtnerisches Können geschaffen hatten.
So war es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich von einem Zeitungsartikel angesprochen fühlte, in dem ehrenamtliche Gartenaufsichten gesucht wurden. Mit dieser Unterstützung konnte der Garten auch außerhalb der Bürostunden geöffnet und die Kasse des Freundeskreises, der zu diesem Zeitpunkt die Aufsichten finanzierte, geschont werden. Bis heute sind die Gartenaufsichten ihre liebste Tätigkeit im Garten. Eine Aufsicht am Freitagnachmittag ist für sie der perfekte Auftakt für ein gelungenes Wochenende. Den Entwicklungszyklus von Pflanzen über die Jahreszeiten hinweg beobachten zu können, erfüllt sie bis heute immer wieder mit Freude. Und wie es so geht, wenn man einmal sein Herz an etwas verloren hat. Mit der Gartenaufsicht begann 2001 für Brigitte Flach ein Ehrenamt, das im Laufe der Zeit immer intensiver wurde.
Vom Professorenverein zum Bürgerverein, so beschreibt Brigitte Flach die Entwicklung des Freundeskreises des Botanischen Gartens der HHU Düsseldorf, der 1984 von Wissenschaftlern und Düsseldorfer Bürgern gegründet wurde. Konzentrierten sich die Aktivitäten in den Anfängen des Freundeskreises im Wesentlichen auf wissenschaftliche Vorträge und interne Treffen, so ist es Frau Flach gelungen, ein abwechslungsreiches Programm aufzustellen, dass den Garten bekannter und für die Öffentlichkeit attraktiver macht. Natur-Interessierten jeden Alters ohne Hemmschwellen und „erhobenen Zeigefinger“ die unterschiedlichen Facetten der Botanik mit einem breit gefächerten Angebot nahezubringen, lag der studierten Pädagogin dabei besonders am Herzen. So sind die kostenlosen Sonntagsführungen ohne vorherige Anmeldung auf sie zurückzuführen, die Guides werden vom Freundeskreis bezahlt. Ohnehin gehört es zur Philosophie des Freundeskreises, weitgehend auf die Erhebung von Gebühren für die Programmteilnahme zu verzichten, jeder soll ohne finanzielle Einschränkungen daran teilhaben können. Aber auch die Leitung und das Team des Gartens werden sowohl ideell als auch materiell vom Freundeskreis unterstützt. Häufig springt der Freundeskreis ein, wenn es um die unbürokratische Erfüllung kleinerer Projektwünsche geht, aber auch große Vorhaben werden in Form einer Anschubfinanzierung oft erst möglich gemacht. So viel Engagement blieb nicht verborgen. 2012 wurde der Umweltpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf an den Freundeskreis verliehen, eine Ehrung, an die sich Brigitte Flach mit besonderer Freude erinnert.
„Brigitte Flach hat ein großes Herz für den Botanischen Garten und insbesondere für die Menschen, die dort arbeiten. Mit ihrem professionellen und gleichzeitig ganz persönlichen Engagement hat sie viele gemeinsame Projekte initiiert, begleitet und vorangetrieben. Ihre Spontanität und Begeisterungsfähigkeit auch in kleinen Dingen sind mitreißend“, schwärmt die Kustodin des Gartens, Dr. Sabine Etges, wobei die Geschichte der Ad-hoc-Anschaffung einer Button-Maschine wohl ein kleines Geheimnis zwischen den beiden bleibt!
Wenn man mit Brigitte Flach duch den Garten geht, dann sind die aufwendigen Verwaltungs- und Organisationsaufgaben, die einen Großteil ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in Anspruch nahmen, kein Thema. Vielmehr bleibt sie bei dem Rundgang immer wieder stehen und macht auf Projekte aufmerksam, die vom Freundeskreis gefördert wurden. Der barrierefreie Zugang am Haupttor wurde „mal eben in einer Hauruck-Aktion“ möglich gemacht, der von den Besuchern geliebte Pflanzwagen, von dem man Ableger aus dem Garten mitnehmen kann, wurde vom Freundeskreis angeschafft und der bunte Bauwagen neben der Kuppel, in dem die Kurse der Kinderuniversität in den Ferien stattfinden, wurde dank des Freundeskreises zu einer Forschungsstation mit Materialien „von der Lupe bis zum Mikroskop“, auch die Lehrkräfte werden vom Freundeskreis bezahlt.
Aber auch Großprojekte wurden in ihrer Zeit vom Freundeskreis auf den Weg gebracht. Insbesondere die Neugestaltung der Nutzpflanzenabteilung lag Frau Flach am Herzen, die vom Freundeskreis mit € 50.000 unterstützt wurde. Insgesamt 10 Jahre hat es gedauert, bis aus den ersten Skizzen die heutige Präsentation entstanden ist, die durch ihre geschwungenen Beete, mit ihren nach Themen gepflanzten Pflanzen, Schönheit und Wissensvermittlung vereint. So ist es kein Wunder, dass die Eröffnung der Abteilung 2015 eines der persönlichen Highlights für Brigitte Flach ist, wenn sie auf ihre Jahre für den Freundeskreis zurückblickt. Dennoch bleibt ihr persönliches Paradiesgärtchen der Bauerngarten, der für sie alles hat, was Pflanzen bieten können. In der Tradition der Klostergärten besticht er durch seine Ruhe und Schönheit, bietet auf kleinem Raum Vielfalt, dient der Ernährung und Heilkunde und nicht zu vergessen: er ist bunt, denn „bunt“ ist ihre Lieblingsfarbe!
Und nun, liebe Frau Flach? Werden Sie jetzt wirklich dem Botanischen Garten den Rücken zukehren, den Sie all die Jahre verwöhnt und auch in persönlich schweren Zeiten nicht im Stich gelassen haben und „nur noch“ durch den Garten flanieren? Nein, ganz gewiss nicht! Die Schaffung eines digitalen Archivs, das noch einmal viel Zeit in Anspruch nimmt, ist ihr Abschiedsgeschenk an den Verein. Und danach? „Natürlich“ wird sie Gartenaufsichten übernehmen und ihre Augen leuchten, wenn sie davon spricht. Freuen wir uns also darauf, Frau Flach auch weiterhin im Garten zu sehen, dann können wir ihr auch persönlich ein ganz herzliches Dankeschön zurufen!