Doch wie das Titelbild schon zeigt, endet diese Geschichte leider nicht wie im Märchen mit einem glücklichen Ende.
In der Sturmnacht vom 20. auf den 21. Oktober 2021 ist die Japanische Lärche (Larix kaempferi), die im Bereich der Kontinente zwischen Japan und dem Kaukasus stand, direkt am Fuß über dem Erdreich umgeknickt und entwurzelt. Ihr genaues Alter ist nicht mehr feststellbar, aber vermutlich wurde die Lärche bereits beim Anlegen des Botanischen Gartens gepflanzt, sie müsste also mehr als 40 Jahre alt geworden sein. Seit zwei, drei Jahren war offensichtlich, dass es ihr nicht mehr so gut ging. Bereits im letzten Jahr blieben ihre Nadeln blässlich gelb/weiß. Was genau die Ursache für ihr Absterben war, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen, vielleicht waren es Schädlinge, aber beim entwurzelten Baum war ihr morscher Stamm eindeutig erkennbar.
Die Japanische Lärche (Larix kaempferi) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Lärchen in der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Benannt ist sie zu Ehren des deutschen Botanikers und Mediziners Engelbert Kaempfer, der im 17. Jahrhundert als einer der Ersten japanische Pflanzen beschrieben und illustriert hat. Ihre Heimat ist Zentraljapan. Auf der japanischen Insel Hondu wächst sie auf Berghängen in Höhen von 500 bis 2300 Metern, auf der Südseite des Fujis sogar bis auf 2900 Meter, in unseren Breiten bevorzugt in Höhen bis zu 700 Metern. Sie ist ein anspruchsloser Baum, benötigt aber einen hellen Standort und ausreichende Boden- und Luftfeuchtigkeit. Mit ihrem herzförmigen Wurzelsystem besitzt die Japanische Lärche wie alle Lärchen gegenüber Fichten und Kiefern den Vorteil eines Flachwurzel- und Tiefwurzelsystems. Sie hat einerseits eine gute Verankerung im Boden und andererseits reichen ihre Wurzeln bis in die tieferen Schichten des Grundwassers.
Sie wächst besonders in ihren ersten Jahren mit bis zu 50 Zentimeter pro Jahr sehr stark und kann bis zu 30 Meter hoch und 15 Meter breit werden. Ihre zunächst spitze Krone lockert mit zunehmenden Alter auf und wird ausladender. Von der Europäischen Lärche (Larix decidua) unterscheidet sie sich durch kompaktere Äste, die nicht durchhängen und kräftigere Jahrestriebe mit einer rötlichen Färbung. Trotz ihrer Wuchsfreudigkeit eignet sie sich hervorragend für Zwergformen und ist daher für Bonsai-Liebhaber eine erste Wahl.
Die sommergrüne Japanische Lärche, die wie alle Lärchen ihre Nadeln abwirft, besticht vor dem Nadelfall mit einer sattgelben Herbstfärbung. Die bis bis zu vier Zentimeter langen, weichen Nadeln, deren grüne Farbe einen deutlichen Stich ins Blaue aufweist, werden jedes Jahr an Lang- und Kurztrieben neu gebildet. Die Langtriebe tragen nur einzeln stehende Nadeln, in deren Achseln sich im nächsten Jahr Kurztriebe entwickeln, die wiederum Büschel aus bis zu 50 Nadeln bilden. Die weiblichen Blütenzapfen sind eiförmig und färben sich in ihrer Entwicklung von rosa über rot und grün bis zu braun. Die männlichen Blüten sind etwas kleiner, kugelig bis eiförmig und gelblich gefärbt. Der reife Zapfen öffnet im September seine Schuppen, um die kleinen, geflügelten Samen freizugeben. Die leeren Zapfen können noch einige Zeit am Baum bleiben. Ein wichtiges Merkmal unterscheidet die Zapfen der Japanischen Lärche von denen der Europäischen Lärche. Ihre Fruchtschuppen sind leicht bis deutlich aufgerollt, sodass der Zapfen wie eine Rosette aussieht, während die der Europäischen Lärche immer anliegend sind.
Nun müssen wir uns damit trösten, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zum entwurzelten Baum, außerhalb des Botanischen Gartens, Richtung Brücker Bach, eine ebenfalls prachtvolle Japanische Lärche wächst. Und noch etwas macht Mut. Einige Samen sind aufgegangen, die Schößlinge sehen gesund und widerstandsfähig aus, wollen wir die Daumen drücken, dass sie gut über den Winter kommen.