Im Kirschblütenrausch

Rausch ohne Trunkenheit

“Rausch ohne Trunkenheit”, an dieses Bonmot von Heinrich Heine*, dem berühmten Namensgeber der Düsseldorfer Universität, musste ich denken, als ich in der Karwoche an einem sonnigen und warmen Frühlingstag unter der weit ausladenden Krone einer Berg-bzw. Sachalin-Kirsche (Prunus sargentii) mit dem Sortennamen “Accolade” stand, über mir Wolken von zartrosa gefärbten Blüten, die eifrig von Bienen, Hummeln und Schwebfliegen besucht wurden, so dass man den Eindruck hatte, der ganze Baum summt. Diese Pracht vor einem strahlend blauen Himmel, wahrhaftig ein rauschhaftes Gefühl.

Auf dem Weg in den Garten Richtung Nutzpflanzen sieht man sie als Solitär schon von weitem. Prunus “Accolade”, auch Schneekirsche genannt, ist ein Abkömmling von Prunus sargentii und gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die reine Art ist in Japan, Korea und auf der russischen Insel Sachalin beheimatet. Prunus sargentii kann bis zu 25 Meter hoch werden. Unter den vielen Züchtungen der Zierkirschen besticht Prunus “Accolade” durch ihren malerischen, zierlichen Wuchs von 5-7 Metern Höhe und 3-7 Metern Breite. Die Äste wachsen locker aufrecht und sind im Alter so romantisch überhängend wie bei “unserer” Accolade. Nach der Blütezeit ist das Blattwerk der Zierkirsche besonders reizvoll. Die elliptischen Blätter sind im Sommer von sattgrüner Farbe und nehmen im Herbst eine leuchtend orange-rot-gelbe Tönung an. Früchte werden von der Pflanze nicht gebildet. Dennoch ist sie für Tiere wertvoll. Während sie in der Blütezeit vermehrt von Insekten angeflogen wird, dienen ihre Knospen im Winter dem Dompfaff als Nahrung. Sie ist auch gut geeignet für kleine Gärten und kann, wenn man den Baumschulen glauben darf, auch in Kübeln gehalten werden. Ob sich auf meiner Terrasse wohl noch ein freies Plätzchen findet?

Ich hoffe nur, dass der Kälteeinbruch und die Sturmböen am heutigen Ostermontag der Blütenpracht nicht zu sehr zusetzen und man sich noch etwas an ihrer Schönheit erfreuen kann.

*So ist das mit Bonmots! Auch wenn Heinrich Heine diesen Begriff in einem ganz anderen Zusammenhang verwendet hatte (“… ein absichtliches Hineinlügen in einen Rausch ohne Trunkenheit” – Essays III, Aufsätze und Streitschriften, Shakespeares Mädchen und Frauen) passt es an dieser Stelle so schön, ganz ohne Lüge! Siehe auch: Heinrich Heine, Mit scharfer Zunge, 999 Aperçus und Bonmots, Ausgewählt von Jan-Christoph Hauschild

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