In der Kuppel, um die Kuppel und um die Kuppel herum

Teil 1: Die Delosperma im Sukkulenten-Beet

Eigentlich … war ich mit Reviergärtner Lars Leonhard zu einem Rundgang durch die Kuppel verabredet, aber als ich ihn traf, war er noch mit dem Gießen des Sukkulenten-Beetes beschäftigt, wobei ich ihm Gesellschaft leistete. So ergab es sich eher beiläufig, dass ich zunächst eine Einführung in die Welt der Delosperma (Mittagsblumen) erhielt, danach den Palmenhain mit seinen winterharten Palmen kennenlernte, dem Bananenbeet einen kurzen Besuch abstattete und die Geschichte von den seltenen Eukalyptusbäumen hörte. Als Herr Leonhard dann munter meinte, nun könnten wir zu dem eigentlichen Grund des Treffens in die Kuppel gehen, „machte ich schlapp“. Mir schwirrte der Kopf, mehr Erklärungen konnte ich nicht aufnehmen. Schließlich ist das alles Neuland für mich. Und auch meine Leserinnen und Leser wären vermutlich überfordert, wenn ich meine neuen Kenntnisse in einen Beitrag packen würde. Aber aus der Fülle der spannenden Informationen und Geschichten ist eine Idee entstanden.

Warum bin ich nicht eher darauf gekommen? Ich werde eine „Kuppel-Reihe“ beginnen, die ich in Anlehnung an den Ulmer Zungenbrecher „In der Kuppel, um die Kuppel und um die Kuppel herum“ nennen werde. Die Kuppel mit ihrer faszinierenden Architektur, das markante Wahrzeichen des Botanischen Gartens, ist das Herzstück des Gartens. Sie beheimatet seltene Pflanzen aus Gebieten mit Mittelmeerklima und ähnlichen Bedingungen. Auch in den umliegenden Beeten finden sich eine Vielzahl von „Exoten“, die alle eine eigene Geschichte verdienen. Das Revier wird von Lars Leonhard betreut, der im Garten Ende der 90er Jahre seine Lehre als Zierpflanzengärtner machte und danach eine Anstellung im Kuppel-Revier erhielt. Viele der Pflanzen hat er selber aus Sämereien gezogen, seine Liebe und Experimentierfreude haben den Bereich geprägt. Auf seinen Wissensschatz baue ich, wenn ich Kuppel-Geschichten schreibe. Es wird bestimmt, wie Herr Leonhard anmerkte, ein großer Spaß!

Den Auftakt der Serie bilden die Delosperma, “winterharte” Mittagsblumen, die zurzeit das Sukkulenten-Beet wie einen farbenfrohen Teppich mit unzähligen Blüten überziehen. Das Sukkulenten-Beet, das an einen erstarrten Lavastrom erinnert und aus Felsen, Erde, Kies und Lavasteinen besteht, ist der ideale Standort für die wärmeliebenden und sonnenhungrigen Pflanzen, die eines gar nicht mögen und das ist Staunässe. Der Boden sollte daher über einen guten Wasserabzug verfügen. Dagegen tolerieren sie Trockenheit und sind in unseren Breiten sogar “winterhart”, was man bei diesen Sonnenanbetern zunächst nicht vermuten würde. Sie sind besonders für Steingärten und Trockenmauern geeignet, fühlen sich aber auch in Kübeln und Töpfen mit passendem Substrat wohl. Im Hinblick darauf, dass unsere Winter immer milder und die Sommer immer heißer und trockener werden, wird ihre Bedeutung zunehmen. Sie hat Zukunftspotential, wie Herr Leonhard meint.

Die Delosperma gehören zur Familie der Aizoaceae (Mittagsblumengewächse), deren bekannteste Vertreter die sogenannten “Lebenden Steine” sind. Der Trivialname bezieht sich auf ein Verhalten, das auch andere Pflanzen zeigen: Viele Arten öffnen ihre Blüten nur zur Mittagszeit bei voller Sonne und sind damit wahre Sonnenuhren. Delosperma sind sukkulente Kleinode, die ursprünglich in Südafrika beheimatet waren und sich dann bis auf die arabische Halbinsel vorgewagt haben. Die immergrüne, sehr flach wachsende Polsterpflanze hat fleischige Blätter und besticht mit ihren unzähligen, leuchtenden Strahlenblüten.

Im Botanischen Garten wachsen 16 Arten. Von der Kollektion waren die Kolleginnen und Kollegen vom Palmengarten bei einem Besuch so begeistert, dass Herr Leonhard ihnen eine Auswahl zusammenstellte und nach Frankfurt schickte. Im Sukkulenten-Beet bilden sie mit Kakteen, Gräsern, Agaven und Yucca-Pflanzen ein beeindruckendes Ensemble. Besonders keck blitzt der Kalifornische Kappenmohn (Eschscholzia californica) mit seinen unfassbar leuchtenden orange-gelben Blüten hervor. Er wird umgangssprachlich wegen seiner Samenstände auch “Schlafmützchen” genannt. Wenn doch alle Schlafmützchen so munter und attraktiv wären!

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